Mittwoch, 17. Oktober 2012

# 162 # Rezension zu "Abgeschnitten" von Sebastian Fitzek und Michael Tsokos



Sebastian Fitzek/Michael Tsokos

Abgeschnitten

Erschienen am: 26.09.2012
Verlag:
Droemer
Ausgabeart:
Hardcover
Kategorien:
Belletristik / Krimi & Thriller
Seiten: 400
Preis € (D) 19,99 | € (A) | SFR
ISBN: 978-3-426-19926-2

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Klappentext: Rechtsmediziner Paul Herzfeld findet im Kopf einer monströs zugerichteten Leiche die Telefonnummer seiner Tochter. Hannah wurde verschleppt – und für Herzfeld beginnt eine perverse Schnitzeljagd. Denn der psychopathische Entführer hat eine weitere Leiche auf Helgoland mit Hinweisen präpariert.
Herzfeld hat jedoch keine Chance, an die Informationen zu kommen. Die Hochseeinsel ist durch einen Orkan vom Festland abgeschnitten, die Bevölkerung bereits evakuiert. Unter den wenigen Menschen, die geblieben sind, ist die Comiczeichnerin Linda, die den Toten am Strand gefunden hat. Verzweifelt versucht Herzfeld sie zu überreden, die Obduktion nach seinen telefonischen Anweisungen durchzuführen. Doch Linda hat noch nie ein Skalpell berührt. Geschweige denn einen Menschen seziert …

Meine Meinung: Linda, die 25 jährige Comiczeichnerin ist aus Angst vor ihrem Exfreund nach Helgoland geflüchtet und versucht dort ein unauffälliges Leben zu führen. Doch leider bleibt ihr das verwehrt. Während die Inselbewohner wegen eines heran nahenden Orkans auf das Festland evakuiert werden, genießt Linda die Einsamkeit und bleibt auf der Insel zurück. Schon bald aber sollte sich das Blatt wenden. Linda findet am Strand eine männliche Leiche, unmittelbar neben ihr ein Täschchen in dem sich lediglich ein Handy befindet. Neugierigerweise nimmt sie Kontakt mit der einzigen gespeicherten Nummer auf und hat am anderen Ende den Rechtsmediziner Paul Herzfeld am Ohr, der ihr umgehende Anweisungen zur Bergung und später auch zum Sezieren der Leiche gibt. Linda, die sich nach langem Hadern mit sich selbst auf dieses Abenteuer einlässt, wird es nur kurze Zeit darauf bereuen.

Der neue Thriller von Sebastian Fitzek und Michael Tsokos ist mit "Abgeschnitten" betitelt worden. Besser wäre vielleicht gewesen "Anleitung zum Sezieren einer Leiche für Amateure". Hat deswegen Herr Fitzek Herrn Tsokos mit ins Boot geholt um seine Szenen mit dem fundierten Wissen eines Fachmannes zu untersetzen?
Der Einfluss auf den so gewohnten flüssigen und fesselnden Schreibstil von Fitzek ist schon prägend, denn dieser ist einer sachlichen und ruhigen Schilderung der Handlung gewichen. Ich will damit nicht sagen, dass dieser Thriller nicht spannend gewesen sei, im Gegenteil, er hat mich sehr gut unterhalten, vor allem ab dem letzten Drittel des Buches, doch die einstige Spritzigkeit ist dabei irgendwo auf der Strecke geblieben. Sebastian Fitzek ist ein Autor, der Maßstäbe setzt, den er aber mit seinem neuesten Thriller selbst unterboten hat.
Fitzek und Tsokos lassen in ihrer Story die Leichen von Linda sezieren, wobei Schritt für Schritt erklärt wird, wie. Jeder Laie könnte vermutlich nach deren Anleitung, die so detailgetreu beschrieben worden ist, einen Toten sezieren. Ich war von den Ausführungen nur "überraschend angewidert" und habe mich echt gefragt, was damit bezweckt werden sollte. Für mich lies sich das Ganze leider nur wie eine Bedienungsanleitung ohne dass ich irgendeine Anspannung oder das Mitfiebern verspüren konnte. Im ersten Moment dachte ich, es wäre ein Lückenfüller, da bis zu diesem Zeitpunkt noch keine richtige Spannung aufgekommen ist. Auch fehlten mir die so gewohnten überraschenden Effekte, die Verwirrungen, die ich so an Fitzeks Romanen liebte, wo ich schließlich selbst nicht mehr durchblicken konnte. All das fehlt in "Abgeschnitten". Dieser Plot ist vorhersehbar und manchmal auch ein bisschen konstruiert dargestellt. Ich kann auch nicht behaupten, dass ich einen von den Protagonisten ins Herz geschlossen hätte oder mit ihm leiden konnte.
Aber nichtsdestotrotz ist die Geschichte schlüssig und gut recherchiert. Die Beschreibung der ganzen Schauplätze läuft ab wie in einem Kopfkino, als wäre ich mittendrin. Verwundert war ich nur über die detaillierten Beschreibungen der Folterungen, die die einzelnen Opfer über sich ergehen lassen mussten. Hat Fitzek bisher immer damit geglänzt, dass so gut wie keine blutigen und brutalen Szenen in seinen Büchern vorkamen und trotzdem Spannung erzeugten, ist das mit "Abgeschnitten" etwas anders, was ich auch sehr bedauere.
Jetzt habe ich wirklich die ganze Zeit auf hohem Niveau gejammert und viele Fitzek-Fans können es vielleicht nicht nachvollziehen. Sicherlich ist diese Betrachtungsweise subjektiv und jeder Leser schätzt seine Eindrücke anders ein. Doch was hilft es dem Autor, wenn ich mich begeistert zeige, wenn es nicht so ist. Die Quintessenz sagt mir: Bitte Herr Fitzek schreiben Sie Ihre Bücher wieder alleine.

Fazit: Obwohl ich ziemlich rum gemeckert habe, ist „Abgeschnitten“ ein sehr guter und unterhaltsamer und auf seiner Weise spannender Thriller, der trotz gewisser Schwächen auf alle Fälle lesens- und empfehlenswert ist.

Die Autoren:
Sebastian Fitzeks Psychothriller sind definitiv nichts für schwache Nerven. "Therapie", erschienen 2006, war sein erstes Werk - und wurde gleich ein Bestseller. Seither präsentiert der Friedrich-Glauser-Preisträger einen Erfolgstitel nach dem anderen. Zum Glück entstammen die bedrohlichen Plots seiner Fantasie - und ebenfalls erfreulich: Fitzeks Sprache hat wenig mit seinem Uni-Abschluss zu tun. Denn sein erstes Buch schrieb der 1971 geborene Berliner in Form einer Jura-Promotion zum Thema Urheberrecht. Es folgten redaktionelle Tätigkeiten in Funk und Fernsehen. Als Autor und bekennender "Mailoholic" ist Fitzek ebenso fleißig wie kommunikativ, tourt gern auf Lesereisen und ist (fast) immer online. Sein Wohnort ist weiterhin Berlin.
Foto: © Lucia Fuster

Michael Tsokos, geboren 1967 in Kiel, ist Professor für Rechtsmedizin an der Berliner Charité. Er leitet das Institut für Rechtsmedizin der Charité und das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berlin.Er ist der bekannteste deutsche Rechtsmediziner und regelmäßig als Experte im In- und Ausland tätig, beispielsweise für die UN zur Identifizierung ziviler Opfer in Kriegsgebieten. Seine spektakulären Fallsammlungen "Dem Tod auf der Spur" und "Der Totenleser" wurden 2009 und 2010 zu Bestsellern und hielten sich monatelang auf der Spiegel-Online-Bestsellerliste.

Foto: © Charite Berlin/Andreas Klug

Quellen:
Foto Sebastian Fitzek: © Lucia Fuster
Foto Michael Tsokos:  © Charite Berlin/Andreas Klug

Cover: © Droemer-Knaur
Klappentext: Verlag Droemer

Die Biografie von Sebastian Fitzek (Auszüge) wurde vom Autor oder dessen Vertreter bereitgestellt.
Die Biografie von Michael Tsokos (Auszüge) wurde vom Autor oder dessen Vertreter bereitgestellt.



Meine Bewertung:


An dieser Stelle möchte ich mich
recht herzlich beim
Verlag: Droemer


für die Bereitstellung dieses
Rezensionsexemplars bedanken.

1 Kommentar:

  1. Hallo,eine schöne Rezi; Ich geh im November zu einer Lesung von den beiden. Ich bin schon total gespannt, wie das wird..L.G. Annette

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