Mittwoch, 3. Oktober 2012

# 155 # Rezension zu "Alles muss versteckt sein" von Wiebke Lorenz



Wiebke Lorenz

Alles muss versteckt sein

Erschienen am: 03.09.2012
Verlag:
BLESSING
Ausgabeart:
Klappenbroschur
Kategorien:
Belletristik / Krimi & Thriller
Seiten: 352
Preis € (D) 15,95 | € (A) 16,40
ISBN: 978-3-89667-469-2

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Klappentext: Was tust du, wenn deine Mordfantasien Wirklichkeit werden?
Ihre Gedanken sind mörderisch, ihre eigene Angst davor unaussprechlich: Nach einem Schicksalsschlag erkrankt Marie an aggressiven Zwangsgedanken, betrachtet sich als Gefahr für sich selbst und andere. Monatelang kämpft sie gegen die grausamen Mordfantasien an, die wie Kobolde durch ihren Kopf spuken, ständig verbunden mit der Panik, sie könne diese furchtbar realen Fantasien eines Tages nicht mehr kontrollieren und in die Tat umsetzen. Und dieser Tag kommt, als Marie neben ihrem toten Freund erwacht, der mit einem Messer auf grausamste Weise niedergemetzelt wurde. Am Ende eines Gerichtsprozesses wird sie aufgrund ihrer Schuldunfähigkeit zum Maßregelvollzug in der forensischen Psychiatrie verurteilt. Dort sucht Marie verzweifelt nach Erinnerungen an die Mordnacht, denn für Marie selbst sind die Geschehnisse wie ausgelöscht. Nur ihr Arzt Jan scheint sie zu verstehen und ihr helfen zu wollen. Aber schon bald wächst in Marie der Verdacht, dass in Wahrheit vielleicht nichts so gewesen ist, wie es scheint …

Meine Meinung: Marie ist Erzieherin und leidet seit dem Unfalltod ihrer Tochter Celia und dem Vertrauensbruch ihres Ehemanns Christopher an Zwangsgedanken. Diese sind mitunter so schlimm, dass sie glaubt, sie könne diese Gedanken in Taten umsetzen. Auf der Suche nach Hilfe wird Marie abgewiesen, sowohl von ihrer Mutter als auch den Ärzten. In ihrer Not begibt sie sich im Internet auf Suche und findet schon bald in einem Forum Unterstützung. Sie lernt Elli kennen, die ebenfalls an Zwangsgedanken leidet und chattet regelmäßig mit ihr, bis sie sich eines Tages verabreden. Doch Elli erscheint nicht. Tief betroffen sucht Marie nach Erklärungen und Antworten. Kurze Zeit darauf beginnt jedoch für Marie wieder die Sonne zu scheinen. Denn durch einen unglücklichen Zusammenstoß mit einer Fahrradfahrerin und der anschließenden Einladung auf Wiedergutmachung lernt Marie den berühmten Schriftsteller Patrick Gerlach kennen. Als sie sich ineinander verlieben scheint für Marie das Leben wieder lebenswert zu sein. Doch der Schein trübt und es sieht so aus, als wolle Marie aus einem ewig dauernden Albtraum nie wieder aufwachen.

Wiebke Lorenz hat mit ihrem Buch "Alles muss versteckt sein" einen etwas anderen Thriller präsentiert, der nicht unbedingt in das Schema eines gewöhnlichen Thrilleraufbaus passt. Allein der Titel macht schon neugierig und man fragt sich, was sich wohl dahinter verbergen mag. Es ist Marie, die sich in einer psychiatrischen Abteilung aufhalten muss, weil sie ihre Zwangsgedanken in die Tat umgesetzt hat. Marie hat einen Menschen bestialisch getötet. Um sich ihrer Gedanken erwehren zu können, kommen ihr die Kinderreime zu Hilfe, die sie bei jeder Gelegenheit vor sich her singt.

„Alles muss versteckt sein“ ist ein Thriller mit psychologischem Hintergrund, der über die Gedankenwelt eines Menschen und dessen Abgründe handelt, der die Zwangsgedanken thematisiert und dem Leser verständlich näher bringt. Dass ausgerechnet die nette und liebenswerte Erzieherin Marie, die Kinder über alles liebt, derartige Gedanken hat, ist kaum vorstellbar. Ständig kämpft Marie gegen den Zwang an, Kindern etwas anzutun, sie zu töten. Beim kleinsten Konflikt kreisen die Gedanken wie ein Dämon um sie herum und versetzen sie in einen Zustand der Angst, dem sie völlig ausgeliefert ist.

Erst nachdem Marie einen Menschen getötet hat, sie für unzurechnungsfähig erklärt und in die geschlossene Abteilung der forensischen Psychiatrie eingewiesen wird, findet Marie sich erst einmal mit ihrem Schicksal ab und kommt etwas zur Ruhe.

Wiebke Lorenz beginnt ihre Handlung ziemlich ruhig, versteht es aber, den Spannungsbogen so aufzubauen und auf einem hohen Niveau zu halten, dass man nicht mehr in der Lage ist, mit dem Lesen aufzuhören. Nach nur wenigen Seiten ist man von der Story dermaßen gepackt, dass man sich in die Protagonisten und deren Tun gut hinein versetzen kann. Die ganze Handlung spielt sich ab, wie ein kleines Kopfkino, das von überraschenden Wendungen nur so gespickt ist.

Sehr interessant fand ich, dass die Autorin nicht nur das Krankheitsbild von Marie aufgezeigt hat, sondern sie lässt auch den Leser an einigen anderen Krankheitsbildern von weiteren psychisch kranken Insassinnen teilhaben. Ganz sympathisch kommt beispielsweise Maries Zimmergenossin, die über eine gespaltene Persönlichkeit verfügt, an.

In ihrer Geschichte zeigt die Autorin immer wieder auf, welch perfides Spiel mit Marie getrieben worden und wie sie durch Lügen und Intrigen in diese Situation gelangt ist. Die Auflösung des ganzen Falls stellt sich für mich zwar etwas unspektakulär, vorhersehbar und konstruiert dar, gab allerdings der Spannung absolut keinen Abbruch.

Fazit: Ein fesselnder und spannender Thriller mit einer raffiniert ausgedachten Story, die von überraschenden Wendungen durchzogen ist und auch nach dem Lesen noch lange begeistert.

Die Autorin: Wiebke Lorenz
Wiebke Lorenz, geboren 1972 in Düsseldorf, studierte in Trier Germanistik, Anglistik und Medienwissenschaft und lebt heute in Hamburg. Sie arbeitet journalistisch für Zeitschriften wie „Cosmopolitan“, schreibt Drehbücher für TV-Filme. Ihre Romane „Liebe, Lügen, Leitartikel“ (2000), „Was? Wäre? Wenn?“ (2003) und "Allerliebste Schwester" (Blessing 2010) waren bei Kritik und Publikum höchst erfolgreich.


Weitere empfehlenswerte Bücher der Autorin:



Meine Bewertung:

 
An dieser Stelle möchte ich mich
recht herzlich beim






für die Bereitstellung des
Rezensionsexemplars bedanken.

1 Kommentar:

  1. Das klingt nach einem "Haben muss"-Buch. Danke für die tolle Rezension.

    LG
    sabine

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